Mein Werdegang
Als ich Anfang der 1980er Jahre das erste Mal in einem Handelsraum einer Bank für die Nachrichten-Agentur Reuters tätig wurde, bestand die Ausstattung aus
• Telefon
• Telex
• IBM Kugelkopf-Schreibmaschine
• Reuters Monitor und Quote-Retrieve-System
• Reuter Dealing (System zum Devisenhandel)
• Bücher zur Positionsführung
• Millimeter-Papier um Kursverläufe manuell aufzuzeichnen
Analoge Handelsraum Integration
Mitte der 1980er Jahre wurden erste Versuche unternommen, um in Handelsräume verschiedene Informations-Provider und Inhouse-Rechensysteme zu integrieren und damit die Ressourcen in einem Handelsraum an allen Arbeitsplätzen zugänglich zu machen. In der ersten Integrationswelle wurde Video-Switche verwendete. Die einzelne Video-Quellen wurden zu den Arbeitsplätzen durchgeschaltete und die Keyboards an den Arbeitsplätz über ein Core-System an die Kontroller verbunden.
Bis in die zweite Hälfte der 80er Dekade wurden Handelsraum-Positionen in Handelsbücher geführt. Der VW-Devisen-Skandal sorgte für eine beschleunigte Einführung von elektronischen Positionsführungs-Systemen.
Digitale Handelsraum Integration
Mit dem Beginn der 1990er Jahre wurden die Handelsräume Digital. Erste Backbones wurden mit Yellow-Cable realisiert. Das Kabel war 1,5 cm dick und erlaubte in Abständen von 1 Meter die Anbringung von einem Transceiver zum Anschluss eines einzelnen Rechners. Als Front End Rechner wurden Unix-Workstation eingesetzt.
Zugriffssteuerung von Marktdaten und Informationen
Für Marktdaten-Provider und Börsenplätzen bestand in dieser Umgebung die Herausforderung den Informationsfluss zu kontrollieren. Daten und Informationen sollten nur Anwendern zur Verfügung gestellt werden, die bereit waren dafür zu zahlen.
Wer nicht für jedes FrontEnd, das an einem Digitalen Backbone angeschlossen war, eine Gebühr zahlen wollte, konnte das Data-Access-Control-System kurz DACS-System von Reuters – heute Refinitiv – einsetzten. Die Einführung der Zugriffs-Steuerung war eine Herausforderung, da es bis dahin kein vergleichbares System gab. Zur Realisierung wurden die einzelnen Marktdaten im Quell-System mit einer Kode gekennzeichnet, der im FrontEnd geprüft wird. Die Daten werden aber nur beim Anwender angezeigt, wenn er die notwendige Berechtigung. Einem Anwender, der Zugriff auf ein Datenuniversum hatte, eine Berechtigung weg zu nehmen, hat sich aber durchaus als schwierig herausgestellt.
Globaler Digitaler Handelshandels-Raum Rollout mit einem einzigen Installations-Tape
Für Reuters habe ich den weltweiten Rollout von Digitalen Handelsräumen für eine deutsche Bank in den 1990er Jahren technisch begleitet. Dabei waren alle Rechner eines Handelsraums in einer Datenbank gespeichert. Auf einem Installationsband wurde die Rechner-Konfigurationen und alle Software-Komponenten aufgespielt. Beim Booten vom Tape wurde der Rechnername eingegeben und die Installation automatisch durchgeführt.
Ersetzen der Reuters Marktdaten durch Bridge Telerate
Nach dem globalen Handelsraum Rollout hat die Bank den Marktdaten Provider gewechselt. Reuters wurde durch Bridge Data ersetzt. Es war für Bridge das erste Mal, dass ihre Marktdaten in einem Handelsraum in Europa verwendet wurden. Die Einführung war technisch eine Herausforderung, aber auch menschlich gab es Widerstände, die überwunden werden mussten: Viele Mitarbeiter in Handelsräumen, haben sich gegen einen Wechsel zu Bridge gewehrt. Der Widerstand ist aber zusammengebrochen, nach dem ein Schlusskurs für die BP-Aktie zwischen Reuters und Bridge unterschiedlich war und die Prüfung bei der Börse den Bridge Kurs als richtig bestätigt hat.
Handels-Systeme
Nach 2000 habe ich für das Software-House Front Capital System gearbeitet und Handelssystem als Projekt Manager bei verschiedenen deutschen Banken eingeführt. Anschließend habe ich für TREMA – heute Wallstreet-System – gearbeitet und Installationen in Deutschland und Holland betreut.
Support von Handels-System
In der zweiten Hälfte der Nullerjahre habe ich bei einer deutschen Bank im Support für das Front Arena Handelssystem angeheuert. Für eineinhalb Jahrzehnten habe ich mich um Performanz-Probleme im Handelssystem gekümmert. Ein Handelssystem ist komplex, volatile Marktsituationen, bilden sich in einem volatilen Datenaufkommen ab. Das Marktdatenaufkommen kann nicht gesteuert werden, dadurch müssen Methoden entwickelt werden, wie diese Marktdaten performant in das Zentral-System geladen werden und sie dann ohne Verzögerung im FrontEnd ankommen können. Im Front End werden die an Handelsplätzen abgeschlossenen Geschäften mit den Marktdaten zu einer Position eines Instruments, eines Portfolios und letztendlich des Handelshauses, zusammengeführt.
Freier Berater
In den letzten Jahren bin ich als freier Berater mit dem Schwerpunkt System Analyse und Performanz, Marktdaten Versorgung und Unterstützung bei System-Migrationen unterwegs.